Herzog Max „in“ Bayern und Ludovika Prinzessin „von“ Bayern. Wo war der Unterschied?

Herzog Max „in“ Bayern und Ludovika Prinzessin „von“ Bayern. Wo war der Unterschied?
Photo by Andrew Neel / Unsplash

Das kleine Wörtchen „in“ und „von“ Bayern, bereitet vielen Menschen immer wieder Kopfzerbrechen. Wo war der Unterschied?

Ich habe mich bemüht, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen:

Wer sich mit Kaiserin Elisabeth beschäftigt, wird immer wieder die Bezeichnung „in“ Bayern und „von“ Bayern lesen. Und in den meisten Büchern ist das nicht ausreichend – oder nur in einem Nebensatz – erklärt.

Sophie Amalie Pfalz-Zweibrücken, Foto: Wikimedia/Commons
Esther-Maria von Witzleben Foto: Wikimedia/Commons
Pfalzgraf Johann Karl Birkenfeld-Gelnhausen Foto:Wikimedia/Commons

Begonnen hat alles mit Pfalzgraf Johann Karl von Birkenfeld-Gelnhausen (*17.10.1638, †21.2.1704) welcher im Jahr 1685 Sophie Amalie von Pfalz-Zweibrücken (15.12.1646, †20.11.1695) ehelichte. Nach deren Tod im Jahr 1695, schloss Johann Karl die morganatische Ehe (die Ehe war nicht standesgemäß; Erben hatten keinen Anspruch) mit Esther-Maria von Witzleben (*28.7.1665, †1725).

Mit seinem Bruder Christian schloss er darauf hin einen Vertrag, um die Erbfolge zu bestimmen. Johann versuchte allerdings seine Ehefrau als Reichsgräfin zu erheben und den Vertrag mit Bruder Christian für nichtig erklären zu lassen, welches aber durch Johanns frühen Tod scheiterte. Johann und Esther bekamen 5 Kinder. Esther klagte beim Reichshofrat und wollte die Anerkennung die ihr und ihren Kindern zustehen würde zu erreichen. 1715 wurde darauf hin die Erblinie „in“ Bayern gegründet.

Wilhelm in Bayern, Foto: Wikimedia/Commons
Maria Anna Pfalzgräfin von Birkenfeld-Zweibrücken Foto: genee.org

Aus dem zweiten Sohn dieser Ehe, ging Johann von Pfalz-Gelnhausen (*24.5.1698, †10.2.1780 ) hervor. Im Jahr 1743 ehelichte dieser Sophie Charlotte von Salm-Daum (*1719,†1770). Das Paar hatte 8 Kinder.

König Maximilian I von Bayern, Foto: Wikimedia/Commons

Das vierte Kind aus dieser Verbindung war Wilhelm in Bayern  (*10.11.1752, †8.1.1837). Wilhem war der einzig lebende Verwandte des späteren Kurfürst und König Maximilian I. (*27.5.1756, †13.10.1825), weshalb die beiden den „Ansbacher Hausvertrag“ abschlossen. Dieser beinhaltete die Einhalt und Unteilbarkeit der Länder der Wittelsbacher. Am 16.2.1799 wurde ihm von Max I. der Titel „Herzog in Bayern“ verliehen. 1803 bekam Wilhem das Herzogtum Berg und wurde Statthalter.

Pius August Herzog in Bayern, Foto: Wikimedia/Commons
Amalie Luise von Arenberg, Foto: Wikimedia/Commons

Wilhelm ehelichte Maria Anna Pfalzgräfin von Birkenfeld-Zweibrücken (*18.7.1753, †4.2.1827) und bekam mit ihr 4 Kinder. Das dritte Kind aus dieser Verbindung, war niemand geringer als Pius August Herzog in Bayern (*1.8.1768, †3.8.1837).

Pius ehelichte Amalie Luise von Arenberg (*10.4.1789, †4.4.1823). Das Paar bekam nur ein Kind und dieser war niemand geringer als Maximilian Joseph Herzog in Bayern (*4.12.1808, †15.11.1888). Der Beitrag zu Max kann hier nachgelesen werden.

Max heiratete die Tochter von König Maximilian I., Ludovika Prinzessin von Bayern (*30.8.1808, †25.1.1892). Diese beiden bekamen 10 Kinder. Darunter die berühmten Namen wie Kaiserin Elisabeth, Königin Marie von Neapel, Gräfin Mathilde von Trani, Helene von Thurn und Taxis, Carl Theodor in Bayern und Sophie Charlotte Herzogin d’Alencon. Pius August und Amalie Luise waren somit die Großeltern der soeben Genannten.

Herzog Max in Bayern, Foto: Wikimedia/Commons

Ludovika war die Tochter des Königs Maximilian I. und somit eine „von“ Bayern. Durch ihre Hochzeit wurde sie in eine „in“ Bayern degradiert, was ihr Zeit ihres Lebens schwer zu schaffen machte. Sie konnte weder mit ihrem Gatten Max etwas anfangen, noch er mit ihr. Auch der unbeliebte Titel „in Bayern“, war ihr verhasst. Der Beitrag von Ludovika kann hier nachgelesen werden.

Die Linie „in“ Bayern, auch Links genealogische Linie genannt, hatte kein Recht auf die Thronfolge und wurde nicht mit königlicher Hoheit angesprochen. Lediglich „Hoheit“ oder „Herzog/in“ war der Titel dieser Linie. Somit ist der ewige Mythos einer „Prinzessin Elisabeth“ ebenso falsch. Kaiserin Elisabeth und ihre Geschwister waren als Kinder niemals „Prinzessin“ oder „Prinz“. Die Filme, Bücher und Zeichentrickserien machen sich hier also an einen Titel heran, der Herzogin Elisabeth niemals zustand. Auch im berühmten Film Sissi mit Romy Schneider, wird sie als „Prinzessin Elisabeth in Bayern“ tituliert. Der richtige Titel von Elisabeth als Kind war: Herzogin in Bayern, Hoheit oder ab 1845 „königliche Hoheit“.

Herzogin Elisabeth in Bayern (als ca 14jährige) Foto:: sternenkaiserin.com – Marie

Jahrelang wurde die Linie „in“ Bayern von dem verwandten Adel „von“ Bayern als minder betrachtet.

Erst König Ludwig I. (*25.8.1786, †29.2.1868) von Bayern änderte dies in Herzog Max Leben.

König Ludwig I., Foto: Wikimedia/Commons

König Ludwig I. war selbst kein großer Freund der Linie „in“ Bayern, allerdings ein gut und gern gesehener Gast in Possenhofen. Ludwig und Ludovika waren Halbgeschwister (König Max war ihr beider Vater), somit war er Max Schwager.

Man mag sich den Ausdruck des Neides nicht verkneifen, denn Max lebte sicherlich das freiere und ungezwungenere Leben, als Ludwig I. es je konnte. Der Skandal um Lola Montez, kostete Ludwig den Thron, aber Max wurde wegen seiner zahlreichen außerehelichen Kinder und Gspusis nie belangt.

Dass deshalb Ludwig I. trotzdem oder gerade deswegen Herzog Max, nach der Thronübernahme zum Oberstinhabers des 3. Cheveaulegers-Regiments machte, zeigte, dass er dem Herzog Max ein bisschen Hofleben einimpfen wollte.

Doch auch hier zeigte Max wieder einmal seinen außergewöhnlichen Humor: Er ließ Sonntag Mittag das Regiment zur Inspektion vor dem Herzog-Max-Palais in der Ludwigstraße aufmarschieren. Dadurch fühlten sich die Anrainer und Kirchenväter dieser Straße sehr gestört. Als die Beschwerden beim König eintrafen, wollte Max seinen Dienst quittieren, doch das ließ dieser nicht zu. Und so verlieh er dem Schwager 1845 den Titel „königliche Hoheit“ und erhob diese in den Adelsstand. Dies galt (gilt noch immer) von nun auch für alle Nachkommen der Linie „in“ Bayern.

Leider kam dies für Sisi zu spät. Aufgrund ihrer „minderen“ Herkunft, wurde sie Zeit ihres Lebens am Wiener Hof verspottet.

~ Marie ~


Rechtliche Hinweise:
Textrechte: Marie
Bildrechte: Wikimedia/Commons, genee.org, sternenkaiserin.com – Marie